Meine Eindrücke von unserer Fahrt nach Auschwitz(Polen)
19 Schüler und zwei Lehrer unserer Schule erhielten die Möglichkeit die Orte der Toten, Verschwundenen und Vermissten zu sehen. Bei der Ankunft wussten wir noch nicht genau, was uns erwartet.
Nach einer 10-stündigen Fahrt mit langen Pausen und einem platten Reifen kamen wir im Hotel bei Krakau an. Jeder fühlte sich sofort wohl und zusammen ließ man den Rest des ersten Tages ausklingen. Am Mittwoch Morgen stiegen wir früh aus dem Bett und, nach einem großen Buffet im Hotel, direkt wieder in den Bus. Wir fuhren zum Museum von Auschwitz bzw. dem Hauptlager, auch Auschwitz I. genannt. Wir wurden in Gruppen aufgeteilt und jeder bekam Kopfhörer und ein kleines Gerät, um die Leiterin der Führung besser zu verstehen, da die Führung auch auf Englisch war.
Zunächst wurden nur Zahlen und Fakten genannt, die jeder in Geschichtsbüchern findet. Doch sobald wir das Tor mit dem Schriftzug ,,Arbeit macht frei” durchschritten, war ich wie paralysiert. Man fühlte sich ein wenig wie in einer anderen Welt. Man sah die über 20 Baracken und den ca. drei Meter hohen Zaun, der sie umgab. Jedes Gebäude und jeder Gefangene hatte seine eigene Geschichte. Es war ein seltsames Gefühl über die Wege zu gehen, die die Opfer der Geschichte damals jeden Tag benutzten. In den Baracken erzählte man uns von den verschiedenen Schicksalen jedes Einzelnen. Man sah Berge von zurückgelassenen Koffern, Schuhen und Kleidern. Sogar zwei Tonnen Haare, die damals abgeschnitten wurden, um aus ihnen Textilwaren herzustellen.
,,Den Gefangenen wurde all ihr Besitz geraubt als wären sie Nichts”, bei dem Gedanken wurde mir komisch im Magen. Uns wurden alle Abläufe erklärt und mit Karten und Ausstellungen konnten wir uns ein Bild von den damaligen Umständen und Lebensbedingungen machen.
Wir hatten die Gelegenheit einige Gesichter der Opfer zu sehen. Die Wände eines langen Flurs waren gefüllt mit Bildern von Männern, Frauen, Älteren und Jüngeren, von Juden, Homosexuellen und politischen Gefangenen.
Die leeren und hoffnungslosen Gesichtsausdrücke der Menschen haben mich sehr berührt und mich zum Nachdenken angeregt. Besonders als wir eine der Gaskammern betraten, standen mir die Tränen in den Augen, wegen all dieser Grausamkeit.
Das Gas, welches man in den Gaskammern benutzte, wurde uns gezeigt. Zyklon B nennt man den Stoff, mit dem man so vielen Menschen innerhalb von 10-20 Minuten das Leben genommen hat. Viele wussten damals nicht einmal, dass dieser Raum ihr Ende sein würde.
Nach dieser Führung durch das Gelände brauchten viele von uns Zeit, um die vielen Eindrücke und Bilder zu verarbeiten. Es war erstaunlich, wie viele Arten es in den Lagern gab, das Leben von Millionen Menschen zu nehmen. (Folterung, Vergasen, Einsperren, Erschießen, Vergiftung, Erhängen oder auch durch die schlechten Lebensbedingungen). Viele verloren ihre Familien, ihr Zuhause, ihre Grundrechte und ihr Leben.
Nach dem Besuch im Museum von Auschwitz fuhren wir zurück ins Hotel, um uns zu erholen und unsere Erfahrungen und Eindrücke auf Papier zu bringen. Am Donnerstag, dem 28.04.2022, fand der March of the Living nach zwei Jahren Pause wieder statt und wir sind zusammen mit Menschen aus aller Welt, sogar mit dem polnischen Präsidenten und mit ein paar Zeitzeugen, nach Auschwitz Birkenau gelaufen. Wir konnten uns mit Menschen aus anderen
Ländern und Kulturen unterhalten und durften als eine der letzten Generationen die Zeitzeugen und das, was sie uns sagen wollten, live erleben. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben, wie es ist mit über 3000 Menschen für die Vergangenheit und die Erinnerung an diese zu marschieren. Das Event zu March of the Living wurde in mehreren Sprachen abgehalten: Englisch, Herbäisch, Polnisch und Arabisch (meistens mit englischer Übersetzung). Es war sehr langatmig, aber die Nachricht dahinter war bedeutend. Dass die Ereignisse der Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten dürfen und dass wir, die jüngeren Erwachsenen die Geschichten und Schicksale der Opfer weitertragen sollten, damit sich die Fehler nicht wiederholen.
Fast alle Gebäude in Birkenau wurden zerstört, doch man konnte die Menge der Baracken erahnen und wenn man bedenkt, dass bis zu 700 Gefangenen in einer von dieser lebten, war die Menge sehr erschreckend. Hinter den Ruinen einer Gaskammer war eine große Wiese, auf welcher die Asche der Verbrannten verschüttet wurde. So etwas vor sich zu sehen verleiht ein unangenehmes Gefühl. Man hat einen Friedhof vor sich ohne Namen und ohne eine einzige Erinnerung an die Verstorbenen.
Am letzten Tag unserer geschichtlichen Reise liefen wir durch die Großstadt Krakau und durch die jüdischen Viertel. So erfuhre wir viel zur Lebensweise der jüdischen Bevölkerung, abseits des Holocausts. Es war schön zu sehen, dass dort, nur eine Stunde von Auschwitz entfernt, ein jüdischer Kindergarten eröffnet wurde und somit die jüdische Bevölkerung eine Zukunft hat.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich meine Erfahrungen und meine Gefühle nur schwer in Worte fassen kann. Diejenigen, die sich für das Thema und die Geschichte interessieren, sollten es in Betracht ziehen Auschwitz einmal selbst zu besuchen und sich die einzelnen Schicksale der früheren Gefangenen anzuschauen. Mich hat die Fahrt emotional berührt und ich würde gerne auf diesen Erfahrungen aufbauen.
Pauline Fieber